Prix Europa 2018 – Die Hörspielgewinner und die Potsdamer Erklärung
Am 19. Oktober ging mit der Preisverleihung in der Potsdamer Schinkelhalle der Prix Europa zu Ende. Die undotierten Preise des trimedialen Festivals wurden in insgesamt zwölf Kategorien vergeben.
In der Kategorie Radio Fiction ging der Preis für das beste Einzelstück an „The Chosen One“ („Die Auserwählte“) von Avi Garvi, ein Thriller im indischen Sektenmilieu, der von der Produktionsfirma Goldhawk für die BBC in Indien aufgenommen wurde.
Der Preis für die beste Serie ging an den Zehnteiler „Det med Liv“ („Die Sache mit Liv“) von Judith Budtz Sørensen. Die Produktion des Dänischen Rundfunks (DR) erzählt in Agatha-Christie-Manier vom Mathilda, die versucht herauszufinden, was mit Liv auf dieser illegalen Teenagerparty geschehen ist. Wahrscheinlich handelt es sich um die letzte Großproduktion der Hörspielabteilung des dänischen Rundfunks, denn sie wird zum 1. Januar 2019 abgewickelt. Einen offenen Brief dazu bzw. dagegen gibt es hier.
Danmarks Radio gehört aber zu den Mitunterzeichner der Potsdamer Erklärung, die sich für die Stärkung des Qualitätsjournalismus ausspricht (s.u.).
Mein Beitrag „Form und Formlosigkeit“ über die Hörspiele beim diesjährigen Prix Europa läuft am
als „Hörspielmagazin Extra“ um 21.37 Uhr
am Samstag, den 10. November 2018 im DLF
im Anschluss an das Hörspiel „Raskolnikoff“ nach Fjodor Dostojewski in der Bearbeitung von Leopold Ahlsen.
Potsdamer Erklärung
In unserer Zeit, die geprägt ist von immer größer werdender Gegensätzlichkeit, der Erstarrung von Standpunkten und Populismus, übernehmen die öffentlich-rechtlichen Rundfunkorganisationen quer durch Europa eine lebensnotwendige Rolle.
Es war niemals wichtiger (als heute), der Öffentlichkeit die breite Vielfalt der Meinungen und Überzeugungen anzubieten und komplexe Vorgänge aus unterschiedlichen Blickrichtungen abzubilden. Die Nachrichten sollen unparteiisch sein, der Information soll jedermann vertrauen können, Inhalte sollen alle erreichen, alle Auffassungen spiegeln und zwischen den Gesellschaftsgruppen Brücken schlagen. gleichermaßen wichtig: die Öffentlich-Rechtlichen machen die Freude an Kultur und Weiterbildung für jedermann zugänglich, unabhängig vom Einkommen oder Lebenslauf.
Das Gefühl nicht wahrgenommen oder gehört zu werden, keine Stimme zu haben, ist von sehr gefährlicher und entzweien der Kraft. Der PRIX EUROPA 2018 mit seinem Leitsatz „Reflecting all voices“, also allen eine Stimme zu geben, stellt sich der Herausforderung.
Die europäischen Rundfunkorganisationen haben die Verpflichtung, ein öffentliches Forum für grundverschiedene Ansichten zu sein. Diese Widersprüchlichkeit gehört zu Europas Identität. Wir haben gelten zu lassen, dass Überzeugungen voneinander abweichen. Dieser Grundgedanke ist das Herzstück der Demokratie. Manche treten zum Beispiel dafür ein, vor Einwanderern die Grenzen zu verschließen, andere streiten für das Gegenteil.
Wie immer die Zukunft aussehen wird, es steht außer Zweifel, dass jetzt die Zeit ist, für Medienfreiheit und für starke öffentlich-rechtliche Medien einzutreten. Unsere Länder brauchen überzeugenden Qualitätsjournalismus und die Menschen brauchen starke, sie verbindende Kommunikations-Plattformen. Als europäische Rundfunk Veranstalter sind wir stolz darauf, unsere bedeutende Rolle für die Demokratie auch weiterhin zu übernehmen.
ARTE G.E.I.E.
British Broadcasting Corporation, BBC (UK)
Ceská televize (Tschechien)
Danish Broadcasting Corporation, DR (Dänemark)
Deutschlandradio (D)
France Télévisions (Frankreich)
NTR, Dutch Public Broadcasting (Niederlande)
Norsk rikskringkasting, NRK (Norwegen)
Österreichischer Rundfunk, ORF (Österreich)
Radio-télévision belge de la Communauté française, RTBF (Belgien)
Radio France (Frankreich)
Raidió Teilifís Éireann, RTÉ (Irland)
Rundfunk Berlin-Brandenburg, RBB (D)
Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschafg, SRG SSR (Schweiz)
Sveriges Radio (Schweden)
Sveriges Television, SVT (Schweden)
Sveriges Utbildningsradion AB, UR (Schweden)
Telewizja Polska S.A., TVP (Polen)
Vlaamse Radio- en Televisieomroep – VRT (Belgien)
Yleisradio, Yle (Finnland)
Zweites Deutsches Fernsehen, ZDF (D)
Berlin, 19.10.2018
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