Paul Plamper: Stille Nacht (Ruhe 3)
Wer sich mit wohligen Gruseln an Heinrich Bölls Fernsehfilm „Nicht nur zur Weihnachtszeit“ von 1970 (nach seiner Erzählung von 1952) erinnert, dem wird Paul Plampers neues Hörspiel „Stille Nacht (Ruhe 3)“ möglicherweise gefallen. Denn das Stück arbeitet mit der Wiederholung des immer gleichen Rituals und zwar zyklisch. Startet man das Stück an irgendeiner Stelle und stellt den Player auf „repeat“, wird man kaum den Anfang identifizieren können. So wird das Lineare (Radio) kreisförmig.
Natürlich geht es in Plampers Geschichte aus der links-bürgerlichen Weihnachtshölle nicht ohne die Probleme einer Patchworkfamilie ab – inklusive der Eifersucht auf den geschiedenen Gatten mit den dicken Geschenken. Natürlich wird auch temporär der Konsumterror abgelehnt („Wir haben doch gesagt: wir schenken uns nichts.“) aber naturgemäß ist das Ritual stärker. Und natürlich kommen miese Geschenke, schlechte Witze mit dem Nachwuchs und allerlei innerfamiliäre Konflikte vor. Kurz: kein Klischee bleibt ausgespart und jede Peinlichkeit wir bis zur Neige ausgekostet – ja, auch das alljährliche Blockflötenspiel.
„Stille Nacht (Ruhe 3)“ läuft konsequenterweise gleich zweimal auf WDR 3, am Samstag, den 21.12.2013 und Sonntag, den 22.12.2013, jeweils um 15.05 Uhr.
Jochen Hieber fühle sich in der FAZ vom 21.12. ertappt und Rafik Will verspürt in der Funkkorrespondenz vom 20.12.13 weihnachtliche Unruhe.