Hörspieldramaturg Hans-Jochen Schale ist tot
Baden-Baden (ots) – Der Name Hans-Jochen Schale ist untrennbar mit herausragenden literarischen Produktionen und der Entstehung des sogenannten „Neuen Hörspiels“ verbunden: Der ehemalige Chefdramaturg des Süddeutschen Rundfunks ist am 29. Mai im Alter von 87 Jahren verstorben. SWR-Hörfunkdirektor Gerold Hug: „Zu Recht gilt Hans-Jochen Schale bis heute vielen Kennern und Freunden des Hörspiels als einer der bedeutendsten deutschen Hörspieldramaturgen. In seiner 28-jährigen Laufbahn als SDR-Chefdramaturg hat er wichtige Autoren aus dem In- und Ausland für die Möglichkeiten der radiophonen Kunst und für eigene Hörspielprojekte gewinnen können, u. a. Samuel Beckett, Alfred Andersch, Elfriede Jelinek und Tankred Dorst.“
Hans-Jochen Schale, geboren am 30. Mai 1925 in Quedlinburg, sammelte nach dem Krieg in Mannheim erste dramaturgische Erfahrungen am Theater, studierte dann Germanistik, Soziologie und Theaterwissenschaft in Tübingen und München. 1954 wurde er Mitarbeiter der Hörspieldramaturgie des SDR in Stuttgart. Schale wurde 1960 die Leitung der Dramaturgie übertragen, die er bis zu seiner Pensionierung im September 1988 innehatte. In dieser Zeit vollzog die Stuttgarter Hörspielabteilung eine konsequente Wendung zum literarischen Originalhörspiel. Einen Tag vor seinem 88. Geburtstag ist Hans-Jochen Schale in Schwäbisch Gmünd gestorben, wo er seit vielen Jahren gelebt hat.
Als Chefdramaturg machte Hans-Jochen Schale den SDR zum Partner wichtiger deutscher Gegenwartsautoren, darunter Bazon Brock, Hubert Fichte, Friederike Mayröcker, Heiner Müller und Helga M. Novak. Hinzu kamen internationale Autoren wie Inger Christensen, Paavo Haaviko, Don Haworth und Ivan Mandy. Schales frühe Beziehungen zur Pariser Avantgarde des „nouveau roman“ gaben der Entstehung eines „Neuen Hörspiels“ in Deutschland wie in Frankreich wichtige Impulse. Autoren wie Michel Butor oder Marguerite Duras fanden erst über sein unermüdliches Engagement zum Hörspiel.
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