Dokumentation: Offener Brief an DLF Kultur wg. Kindersendung „Kakaku“
Ende Juni war bekannt geworden, dass die werktägliche Ausgabe der Kindersendung Kakadu (Mo-Fr 15.00-15.30 Uhr) auf Deutschlandfunk Kultur ab 2019 eingestellt werden soll. Unter der Belegschaft am Hans-Rosenthal-Platz sorgte die Kommunikation aus der Chefetage sowie die Ankündigung weiterer Einsparungen für Unmut. Am 26. Juni 2018 erläuterte Deutschlandradio-Programmdirektor Andreas-Peter Weber im DLF seine Pläne. Zwischenzeitlich erreichte eine Petition für die Erhaltung des Sendeformats in wenigen Wochen mit knapp 8000 Unterstützer. Die Hans-Flesch-Gesellschaft, in der sich Radiomacher aller Professionen organisieren, hat zusammen mit dem Verband der Hörspielregie (VdHR) dazu einen offenen Brief verfasst, den wir hier dokumentieren.
Sehr geehrter Herr Weber,
der Verband der HörspielRegie e.V. und die Hans-Flesch-Gesellschaft, die zusammen ca. 100 freiberufliche Hörfunkschaffende vertreten (Regisseure, Autoren, Tonmeister, Komponisten …) sind besorgt um die Fortentwicklung der Hörfunkkultur in Deutschland. Wir wissen, welch besondere Bedeutung der kulturellen Erziehung und der frühzeitigen Teilhabe von Kindern und Jugendlichen am kulturellen Geschehen zukommt.
Mit der Sendung KAKADU hat der Sender ein beliebtes Angebot entwickelt, das Kinder adäquat unterhält, profund informiert und sie in die Hörergemeinschaft hineinwachsen lässt – eigentlich vorbildhaft.
Aus gutem Grund überdenken Sie regelmäßig die Struktur Ihres Programmangebots. Die Gewohnheiten und Vorlieben der Hörerschaft wandeln sich stetig, und darauf soll das Angebot abgestimmt sein. Die Digitalisierung des Medienkonsums ist natürlich weder aufzuhalten noch umkehrbar. Insofern ist eine Erweiterung auch des Kinderprogramms in Form alternativer zukunftsweisender Kanäle zur jungen Hörerschaft in deren Sinne.
Aber: Das Medium Radio sollte sich durch diese Anpassung nicht selber abschaffen, sondern stets zweigleisig fahren. Ein Podcast mit Chats kann niemals den lebendigen, analogen Austausch mit Live-Elementen ersetzen, der im KAKADU stattfindet. Der Aspekt der sozialen Bindung und Bildung eines jungen Publikums durch terminbezogenes Senden ist nicht zu unterschätzen. Und nicht zuletzt der Aspekt einer kontinuierlichen Produktion und damit der steten Weiterentwicklung der eigenen Mittel
Ein populäres Angebot massiv einzuschränken, um es später – vielleicht! – in anderer Form wieder auferstehen zu lassen, wird nicht funktionieren. Durch die Kontinuität einer fast täglichen Kindersendung zur selben Uhrzeit ist ein Hörerkreis geschaffen worden, der durch diesen Bruch dem Radio verloren gehen wird. – Die Empörung der Eltern über diesen Vorgang wird Ihnen durch die abgeschlossene Petition auf change.org nicht entgangen sein.
Wir möchten Sie ausdrücklich an Ihren Auftrag als Programmgestalter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks erinnern. Die Hörfunkkultur in Deutschland zu erhalten heißt auch, sie dem Nachwuchs zu erschließen. Vielerorts (nicht zuletzt in den Schulen) wird dafür viel geleistet, das sollte allerdings seine selbstverständliche Entsprechung im eigentlichen Rundfunkgeschehen haben!
Neben diesen inhaltlichen Überlegungen fragen wir uns, inwiefern die Lücke im Haushaltsplan des DLF Kultur in kausalem Zusammenhang steht mit der Quasi-Abschaffung des KAKADU – und anderer Kürzungen.
Überdenken Sie Ihre Pläne für die Sendung Kakadu dahingehend, dass sie zu einer Zeit läuft, die von Kindern wahrgenommen werden kann regel- und routinemäßig Bestandteil des Sendeablaufs ist keinen Stolperstein darstellt, sondern weiterhin auch von Erwachsenen als interessant und wertvoll wahrgenommen wird.
Die Mitglieder der Hans-Flesch-Gesellschaft und des Verbands der HörspielRegie werden die weitere Entwicklung interessiert beobachten. Wir sind gerne bereit, uns in eventuelle Diskussionen und Planungen einzubringen.
Mit freundlichen Grüßen
für die Vorstände der Vereine
Anna Pein (Hans-Flesch-Gesellschaft e.V.)
Felix Partenzi (VDHR e.V.)
Berlin, 01.08.2018
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