Hörspiel des Monats Januar 2017
Schere Faust Papier
Von Michael Decar
Regie: Michael Decar
Komposition: Lukas Darnstädt
Produktion: Deutschlandradio Kultur
Redaktion: Barbara Gerland
Länge: 48:10
Ursendung: Deutschlandradio Kultur 16.01.2017 0.05 Uhr
Die Begründung der Jury
Drei Parzen gleich stürzen die Protagonistinnen dieses klanglich wie sprachlich überzeugenden Stückes durch den apokalyptischen Strudel der Menschheitsgeschichte – werden von ihm fortgerissen, treiben ihn an und fragen sich zugleich, wie das alles hat passieren können. Eine irrwitzig und unerbittlich bis in die Science-Fiction voranschreitende Geschichte der Kriege, Revolutionen, Entdeckungen und Landnahmen. Ohne Moral und zugleich voller Bedenken sind die drei sowohl Akteure wie distanzierte Beobachter und dies so beiläufig und zugleich absichtsvoll, dass es einem schwindelt. Dabei zeugen ihre Betrachtungen von einem weiteren Schlachtfeld: dem der Deutungshoheit, der Phrasen und sprachlichen Regelungen.
Nuanciert realisieren die drei Sprecherinnen (Kulbatzki, Israel, Meineke) diese Perspektivwechsel, ohne den kühlen Grundton ihres Parforceritts je zu verlieren. Vor dem Hintergrund eines düsteren Piano Ostinato und daran aufgereihter akustischer Tableaus inszeniert Michel Decars „Trialog“ mit Leichtigkeit und Hintersinn die unangenehme historische Trivialität: dass Täter, Opfer und Zuschauer immer am selben Faden spinnen und hängen.
Das Hörspiel wird am 1. April 2017 im Deutschlandfun (DLF) wiederholt. Kritik hier.
Die Nominierungen
BR, Franz Kafka: Das Schloss 1-12
D-Kultur, Michel Decar: Schere Faust Papier
HR, Inge Müller / Lothar Trolle: Jona
MDR, Lothar Stemwedel: Abstrakta
NDR, Ursula Scheidle: Train of Sound
RB, keine Nominierung
RBB, Ulrike Müller: Lieber Nicolas Berggruen
SR, Fabrice Melquiot: Schwanengesänge
SWR, Patrick Findeis: Metamorphosen
WDR, Ulrich Bassenge / Philip Stegers: Sirus FM – Expedition an den Bandtellerrand
Schreibe einen Kommentar