Hörspiel des Monats Dezember 2018
Die Welpen
von Pawel Salzman
Übersetzung: Christiane Körner
Bearbeitung, Komposition, Regie: Klaus Buhlert
Redaktion: Ulrike Brinkmann
Produktion: Deutschlandfunk Kultur
Ursendung: Deutschlandfunk Kultur, 18.11.18, 25.11.2018, 02.12.2018 Uhr jeweils 18.30 Uhr
Länge: 63:28, 84:34, 80:57
Die Begründung der Jury
Das künstlerische Schaffen von Pawel Salzman (1912 bis 1985), dem Sohn eines Russland-deutschen und einer russischen Jüdin, wurde von bildenden Künstlern und Literaten der russischen Avantgarde, deutschen Romantikern und Schriftstellern des Absurdismus beeinflusst. Dies zu einer Zeit als die Staatsdoktrin Sozialistischen Realismus vorgab. Salzman überlebte die Großen Säuberungen Ende der 1930er Jahre, sowie ein Jahr der Leningrader Blockade. Er wurde nach Kasachstan evakuiert und überstand die antikosmopolitische Kampagne. Sein Leben lang arbeitete er als Filmausstatter und Illustrator, insgeheim schrieb er Prosa und Gedichte.
Erst 2012, dreißig Jahre nach Salzmans Tod, ist sein unvollendetes (Bürger-) Kriegsromanmonument „Die Welpen“ in Russland erschienen. Eine literarische Sensation, die von der mit dem Paul Celan Preis geehrten Christiane Körner ins Deutsche übertragen und 2018 von Klaus Buhlert zu einem Hörspiel umgearbeitet und inszeniert wurde. In herausragender Teamarbeit wurde dem Einzelkämpfer Salzman so zuteil, worauf er als Autor sein Leben lang verzichten musste: Aufmerksamkeit und Anerkennung.
Das dreiteilige Hörspiel hebt gekonnt die Besonderheiten der Romanvorlage hervor und zieht von den ersten gequält klingenden Geräuschen an die Hörerinnen in den Bann. Interpretiert von durchgehend großartigen Sprecherinnen entfaltet sodann die expressionistische Sprache, ihren Sog – präzise, dynamisch, bildintensiv. Gestaltet mit filmischen Mitteln (Perspektivewechsel, Zoom, Distanzaufnahme, Zeitlupe, rohe Schnitte) entsteht eine irrwitzige Kamerafahrt durch Zeit und Räume. Das Hörspiel gewährt fragmentarische Einblicke in das tiefe Leid hungernder und um das bloße Überleben kämpfender Menschen und Tiere, welche sich nach und nach zu einem akustischen Mosaikbild der Verrohung und Desorientierung zusammenfügen.
Klaus Buhlert und seinem Team gelingt es nicht nur, eine beklemmende Kriegsklanglandschaft zu erschaffen, mit zersplitterten Atmosphären und multiplen Erzählstimmen, sondern auch einzelne Schicksalswege der tierischen Menschen und menschlichen Tieren hör- und sinnlich erfahrbar zu machen. Ein intensives Erlebnis, schmerzlich durch Salzmans persönliches Zeugnis einer kaum vorstellbaren Not, berührend und verstörend zugleich durch seinekünstlerisch einzigartige Vorstellungskraft.
Das Hörspiel wird am Samstag, den 2. März 2019 im Deutschlandfunk (DLF) wiederholt.
Die Nominierungen
BR, Frank Witzel: Stahnke
DLF Kultur, Pawel Salzmann: Die Welpen
HR, Annie Ernaux: Die Jahre
MDR, Ingo Schulze: Die Verwirrungen der Silvesternacht
NDR, Paul Norman Zacher, Axel Ranisch: Anton und Pepe
RB, keine Nominierung
RBB, Tom Peuckert: Das Leben des H. erzählt von seinem Kunsthändler
SR, keine Nominierung
SWR, Marlene Streeruwitz: Zimmerstunde
WDR, Helgard Haug, Thilo Guschas: Chincilla Arschloch, waswas
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