Deutscher Kinderhörspielpreis 2015
„Magdeburg hieß früher Madagaskar“ erhält in diesem Jahr den Deutschen Kinderhörspielpreis, der am 14. November bei den ARD Hörspieltagen in Karlsruhe vergeben wurde. Die Jury entschied sich für das Hörspiel von Zoran Drvenkar über die besten Freunde Frankie und Lars, deren Freundschaft durch eine heikle Situation auf eine Bewährungsprobe gestellt wird.
Frankie und Lars gehen in dieselbe Klasse. Als Lars nicht zum Unterricht kommt, steht Frankie sofort nach Schulschluss vor seiner Haustür. Lars‘ Mutter lässt ihn aber nicht rein und druckst herum: Lars sei krank und Frankie soll doch wieder gehen. Frankie macht das argwöhnisch. Er klettert durchs Fenster in Lars‘ Zimmer und sieht, dass sein Freund ein blaues Auge hat. Das Hörspiel entstand unter der Regie von Klaus Michael Klingsporn und ist eine Produktion von Deutschlandradio Kultur.
Die Jury in ihrer Begründung:
Frankie lässt sich nicht abwimmeln. Weder, als er an der Tür seines besten Freundes Lars klingelt und die Mutter ihn wegschickt – noch, als er sich endlich zu Lars durchgeschlagen hat und nun wissen will, woher der ein blaues Auge hat. Frankie zieht sogar bei Lars ein, und schon sind wir im Zentrum von Zoran Drvenkars anrührendem, dabei immer pointiertem und lebensnahem Hörspiel: Es geht um die Bedeutung von Freundschaft und darum, dass sie gerade in heiklen Situationen auf der Bewährungsprobe steht. Dazu erschafft der Autor vor allem mit Frankie einen markanten Charakter, der selbstbewusst durchs Leben geht. Ohne mit schnellen und einfachen Schuldzuweisungen zur Stelle zu sein, berührt ‚Magdeburg hieß früher Madagaskar‘ darüber hinaus das komplexe Problem häuslicher Gewalt und familiärer Spannungen, das Drvenkar äußerst kind- und jugendgerecht mit großer Abenteuerlust verknüpft. Nach Madagaskar gelangen die Akteure nicht. Sie bleiben lieber ganz bei sich, bei ihrer stark empfundenen Loyalität füreinander und damit bei einer menschenfreundlichen Lebenswahrheit, die ‚gute Freundschaft‘ heißt.
Zoran Drvenkar wurde 1967 in Kroatien geboren und zog als 3jähriger mit seinen Eltern nach Berlin. Seit über zwanzig Jahren arbeitet er als freier Schriftsteller. Drvenkar schreibt Romane, Gedichte, Theaterstücke und Kurzgeschichten über Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Er wurde für seine Bücher mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis, und lebt heute in der Nähe von Berlin.
Über die Vergabe des Preises entschieden in diesem Jahr der stellvertretende Feuilletonchef beim Kölner Stadt-Anzeiger Frank Olbert (Juryvorsitz), die Dramaturgin und Autorin Kerstin Behrens, die Journalistin Eva-Maria Lenz, die Produzentin und Autorin Karin Lorenz sowie der Autor und Musiker Torsten Krug.
Die besten Produktionen aus den 31 eingereichten Hörspielen fasst die Jury in folgender „Top 5“-Liste zusammen (die Reihenfolge stellt keine Rangliste dar):
- Magdeburg hieß früher Madagaskar, Zoran Drvenkar (DKultur), Einreichung durch den Verlag für Kindertheater
- Die Entdeckung Spielofaniens, Thilo Reffert (SWR), Einreichung des Senders
- Zwerge versetzen oder der Goldschatz am Ende des Regenbogens, Hartmut El Kurdi und Wolfram Hänel (DKultur), Einreichung des Senders
- Supertrumpf, Esther Becker (DKultur), Einreichung der Autorin
- Leonardo und die Kunst zu fliegen – auch wenn man kein Überflieger ist, Susanne Friedmann (RBB), Einreichung des Senders
Die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde am 14. November im Rahmen der ARD Hörspieltage im Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe vergeben. Gleichberechtigte Träger des Preises, der zum zehnten Mal vergeben wird, sind Film- und Medienstiftung NRW und die Landesrundfunkanstalten der ARD, mit Unterstützung der Stadt Wuppertal.
Den mit 2.000 Euro dotierten Kinderhörspielpreis der Stadt Karlsruhe vergab eine Karlsruher Kinderjury an das Hörspiel „Einschwein“ der Berliner Autorin Anna Böhm (Produktion: Deutschlandradio Kultur). |
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