90 Jahre Hörspiel — ein kleines Geschenk
Vor 90 Jahren, am 24. Oktobert 1924, begann mit Hans Fleschs „Zauberei auf dem Sender“ die Geschichte des Hörspiels in Deutschland. Mehr Infos hier.
In Fleschs „Senderspielgroteske“ will die Märchentante des Kinderfunks mehr Sendezeit und einen besseren Sendeplatz. Das Mikro ist offen und lässt sich nicht abschalten, so dass alles Folgende live über den Sender geht. Das Orchester beginnt zu spielen und nur der Sendeleiter scheint es zu hören. Es geht alles drunter und drüber und Schuld daran ist der Zauberer, den man nicht im Radio auftreten lassen wollte. Nun rächt er sich, indem der dem Radio seine eigene Melodie vorspielt. Leider ist das Stück nur als Manuskript erhalten und die Neuproduktion des Hessischen Rundfunks aus dem Jahr 1962 hat das Stück zu einer simplen Boulevardkomödie gemacht. Man vertraute weder dem anarchischen Witz der Vorlage, noch nahm man zur Kenntnis, dass in dem Stück nicht nur mehrkanalige, sondern sogar transmediale Dimensionen angelegt sind. Der Zauberer, der das Radio mit den eigenen Mitteln schlug, wusste genau was er wollte: mit dem Radio über das Radio hinaus. Am Anfang des deutschen Hörspiels stand kein Manifest, sondern eine Praxis.
Zum 90. Geburtstag des Hörspiels hier ein kleines Geschenk aus meiner „Kleinen Mediengeschichte des Hörspiels in zehn Missverständnissen“1
Das 9. Missverständnis: „Das Hörspiel ist zu teuer“
P.S.: Seit der NDR die Minutenpreise für den Fernseh-Tatort bekannt gegeben hat, hat sich herausgestellt, dass die meine Einschätzungen dem Jahr 2011 noch zu positiv waren. Eine Stunde Hörspiel kostet gerade mal so viel wie eine Minute Fernseh-Tatort. Und laut dem Wochenmagazin „Die Zeit“ gibt die ARD nur sowieso nur 38 % des Rundfunkbeitrags für das Programm aus.
1 Schallgestalten in bilderlosen Räumen
Wie Friedrich Knilli den Deutschen das Hörspiel aus dem Kopf schlug
Eine kleine Mediengeschichte des Hörspiels in zehn Missverständnissen
DLR 2011, Redaktion: Ulrike Brinkmann, Länge: 88 Min.
Mit: Uta Hallant, Wolfgang Condrus, Britta Steffenhagen, Thomas Fränzel, Ulrich Lipka
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