Hörspiel des Monats September 2017

Mein Freund Lennie oder Die Reise

Ulrich Gerhardt (Sprecher und Regie, li.) und Rafael Jové (Zitate). Bild: HR/Ben Knabe.

Ulrich Gerhardt und Rafael Jové. Bild: HR/Ben Knabe.

von Ulrich Gerhardt
Mitarbeit: Roland Gerhardt
Regie: Ulrich Gerhardt
Dramaturgie/Redaktion: Ursula Ruppel
Produktion: hr/rbb/ Deutschlandfunk Kultur 2017
Erstsendung: HR 2 Kultur, 10. 09. 2017
Länge: 86:50 (Kurzfassung: 54:20)

Die Begründung der Jury

„Ostermontag, d. 2.4.1945 … mit [Lennie] Cujé an die Quelle gegangen und einen kleinen Wasserfall gemacht“, heißt es in den Tagebuchaufzeichnungen des damals 11-jährigen Ulrich Gerhardt. Was sich anschließt, ist die ergreifende Erinnerungskaskade zweier Freunde, die sich nach 70 Jahren wiederfinden. Ihre gemeinsame Heimfahrt vom Musischen Gymnasium in Untermarchtal durch das Nachkriegsdeutschland weitet sich zu einer Lebensreise und vielschichtigen Erzählung vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Präsidentschaft Donald Trumps. Der eine lebt als Erwachsener in Deutschland, der andere in den USA.

Was aber als Aufbruch in die Freiheit begann, bricht sich an den amerikanischen Rassengesetzen, den Drogenexzessen und fortlaufenden amerikanischen Kriegen. Die Verbrechen des Naziregimes, als Kind kaum verstanden, reflektiert Cujé erst mit einem an der amerikanischen Realität geschulten Unrechtsbewusstsein. Freiheit findet er am ehesten noch als Jazzmusiker in den weichen und zugleich kristallklaren Klängen des Vibraphons. Und so tritt seine Musik als dritte Stimme zu dem Gespräch hinzu – fühlbar aufgeladen mit einer Zeithaltigkeit, dass man ausrufen möchte: ja, so war das, so hat es sich angefühlt.

Mit dem Fokus auf Cujé erzählt und montiert Gerhardt ohne zu drängen – die Ereignisse selbst ziehen uns mit sich: Cujés Stimme – Frankfodderisch mit amerikanischem Akzent – auf Gerhardts Anrufbeantworter. Das sind überraschende Klanggeschenke auch für den Zuhörer und Zaungast dieser Wiederbegegnung.

Das Hörspiel wird am 2. Dezember 2017 im Deutschlandfunk (DLF) wiederholt.

Die Nominierungen

BR, Anna Zett: Industrie und Glück. Meine Stimme irrt durch ein holistisches System
DLF Kultur, Johan Theorin: So bitterkalt
HR, Ulrich Gerhardt: Mein Freund Lennie oder Die Reise
MDR, keine Nominierung
NDR, An Kang: Die Vegetarierin
RB, keine Nominierung
RBB, Kai-Uwe Kohlschmidt: Detzman Walking – Oder die Verwandlung des Hermann Detzner
SR, keine Nominierung
SWR, Thomas Jonigk: Liebesgeschichte
WDR, Tuğsal Moğul: Auch Deutsche unter den Opfern

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