Was ist dem Feuilleton am wichtigsten?
Kleine Radioschau. 24. bis 30. August 2012
Im Kleingarten trifft Ordnungssinn auf Naturliebe. Eine Schnittstelle ist der Rasenmäher. Ob das von Gabi Schaffner initiierte »Datscharadio« die engen Grenzen umzäunter Parzellen sprengen kann, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Eine Woche lang werden Beiträge zum Thema Garten aus der »Kolonie Einigkeit« in Berlin-Rosenthal gesendet. Beginn ist heute, null Uhr. Der Livestream (datscharadio.de) läuft rund um die Uhr. Auszüge bietet Reboot.fm an den kommenden Abenden auf der Frequenz des Berliner Senderverbunds 88vier (Fr., Sa., So. ab 20 h).
Im Deutschlandfunk unterhält sich Karl-Ludolf Hübner heute, 20 Uhr, mit dem chilenischen Schriftsteller Elicura Chihuailaf, einem Mapuche-Indianer. Es geht vor allem um die Verschriftlichung mündlicher Überlieferungen.
Kaum ein Genre wird so überschätzt wie die Science Fiction. Oft hört man, sie würde aufklärerisch unterhalten, gesellschaftliche Entwicklungen kritisch durchdenken. Dabei trägt sie meist nur das Mäntelchen der Aufklärung. Wo eine ernsthafte Auseinandersetzung mit neuen Technologien nötig wäre, sät die Science Fiction Horrormythen. Und so kann man dem paranoiden Schriftsteller Philip K. Dick nicht viel mehr zugute halten, als daß er keine Sekte gegründet hat, wie sein SciFi-Kollege L. Ron Hubbard, Gründer von Scientology. Der DLF sendet Dicks »Drei Stigmata des Palmer Eldritch« diese und nächste Woche in zwei Teilen (Sa., 0.00 Uhr).
In der aktuellen Debatte um einen »Schwedenkrimi«, in dem FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher zu Tode kommt, beschäftigen sich die Feuilletons in ihrer Gesamtheit mit dem, was ihnen am wichtigsten ist: sie selbst. Fritz J. Raddatz dagegen ist sich selbst genug. Als Schriftsteller ist er am Samstag im Literarischen Colloquium Berlin bei Denis Scheck zu Gast, zu Lesung und Gespräch (20 Uhr, DLF).
Bevor Walter Ruttmann sich mit den Nazis arrangierte – 1935 montierte er Riefenstahls »Triumph des Willens« –, machte er sich 1930 mit der Toncollage »Weekend« um die Entwicklung des Hörspiels verdient. DKultur sendet seine großstädtische Geräuschkulisse am Montag, 0.00 Uhr.
Am Dienstag, 23 Uhr, folgt auf 1Live (WDR) das Hörspiel »Zurück zum Beton!« von Xaõ Seffcheque und Martin Ritzenhoff. Es spielt Ende der 70er in Westdeutschland. Die Punkband »Der A.R.S.C.H.« soll als Vorgruppe von Iggy Pop im »Ratinger Hof« in Düsseldorf auftreten, aber ihr Gitarrist hat den Löffel abgegeben. Als Ersatz empfiehlt sich der Cousin eines Mitglieds. Der kann Gitarre spielen, ist als ungewaschenes Landei aber »optisch wie ideologisch völlig indiskutabel«. Soll die Band sauber bleiben und ihren bisher wichtigsten Gig absagen? Hören sie rein! Die Musik stammt von Der Plan, S.Y.P.H. und Peter Hein in seinen Band-Wandlungen (Mittagspause, Fehlfarben, Family 5).
Rafik Will, 24.08.2012 junge Welt
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