Karl-Sczuka-Preis 2015 für Gerhard Rühm
Der 85-jährige Schriftsteller, Komponist und bildende Künstler Gerhard Rühm erhält für sein radiophones Redeoratoriums für Sprecher, Geräusche und Klavier „Hugo Wolf und drei Grazien, letzter Akt“ den vom Südwestrundfunk (SWR) gestifteten Karl-Sczuka-Preis 2015 für Hörspiel als Radiokunst. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld in Höhe von 12.500 Euro verbunden. Das Preiswerk, eine Produktion des Westdeutschen Rundfunks (WDR) mit dem Hessischen Rundfunk (HR), wurde am 13.2.2015 auf WDR 3 open urgesendet und ist dort noch nachhör- und herunterladbar. Meine Kritik hier.
Damit erhält Gerhard Rühm nach seinem Radiomelodram „Wintermärchen“ aus dem Jahr 1976 den Karl-Sczuka-Preis zum zweiten Mal. Frührere Preisträger waren Franz Mon, Barry Bermange, Mauricio Kagel, Heiner Goebbels, Asmus Tietchens, Iris Drögekamp und Oswald Eggers.
Die Jurybegründung:
Ausgehend von monovokalen Wortreihen nähert sich dieses „radiophone redeoratorium für sprecher, geräusche und klavier“ der letzten Lebensphase des Komponisten Hugo Wolf an. In konsequenter Fortführung klassischer Verfahren der konkreten Poesie gelingt Rühm eine Musikalisierung des sprachlichen Materials, die ein berührendes Hörbild von Hugo Wolf im Raum seiner späten Einsamkeit zeichnet. Das Stück, in dem Themen von Liebe und Tod, Erinnern und Vergessen durchscheinen, ist ebenso streng konstruiert wie spielerisch offen und schreibt die Geschichte der akustischen Kunst in besonderer ästhetischer Intensität fort. Ein radiophones Meisterwerk von gelassener Melancholie.
Der diesjährige Karl-Sczuka-Förderpreis in Höhe von 5.000 Euro geht an Dagmara Kraus und Marc Matter für ihren lyrischen Geräuschtext „Entstehung dunkel“. Die Produktion von WDR und SWR wurde am 14.11.2014 auf WDR 3 open urgesendet. Kritik in der Medienkorrespondenz.
Der international renommierte Karl-Sczuka-Preis wird jährlich an die „beste Produktion eines Hörwerks, das in akustischen Spielformen musikalische Materialien und Strukturen benutzt“, verliehen. In diesem Jahr wurden 71 Wettbewerbsbeiträge von 118 Bewerberinnen und Bewerbern aus 20 Ländern eingereicht. Über die Zuerkennung der Preise hat am Donnerstag, 23. Juli, in Baden-Baden eine unabhängige Jury unter Vorsitz der ehemaligen Kulturstaatsministerin Christina Weiss entschieden, der weiterhin Margarete Zander, Helmut Oehring, Marcel Beyer und Michael Grote angehörten. Die Preisverleihung findet am 18. Oktober als öffentliche Veranstaltung im Rahmen der Donaueschinger Musiktage 2015 statt.
Der Karl-Sczuka-Preis ist nach dem Hauskomponisten der SWF-Gründerjahre benannt und wurde erstmals 1955 vergeben. Weitere Informationen im Internet auf SWR2.de/sczuka.
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