Hörspiel des Monats März 2016
Eugénie Grandet
Hörspiel in drei Teilen nach Honoré de Balzac
Bearbeitung: Helmut Peschina
Regie: Marguerite Gateau
Redaktion: Stefanie Hoster
Längen: Teil 1: 59:00, Teil 2: 57:30, Teil 3: 57:29
Produktion: Deutschlandradio Kultur 2015
Ursendungen: 24.02. / 02.03. / 09.03.2016
Begründung der Jury
Die Wahl des Stoffes, die unbedingte Liebe und Treue, wird dramaturgisch zu einem spannenden Lehrstück über die moderne Gesellschaft, in der das Geld zum höchsten Wert erklärt wird und in der für zwischenmenschliche Gefühle kein Raum zu sein scheint. Der „verderbten Welt“ versucht die anrührende Eugénie Grandet zu trotzen. Auch wenn Geiz und Habgier in Balzacs Roman, der 1834 als Teil seiner grandiosen „Comédie humanine“ erschienen ist, schließlich doch siegen, so haben sie nicht das letzte Wort. Es ist die Liebe Eugénie Grandets, die trotz des Verrats des Geliebten, an ihrer konsequenten Haltung festzuhalten versucht.
Ein wichtiger Beitrag zur Dramaturgie liegt in der Musik des Pariser Komponisten Christian Zanesi. Mit klanglichen Icons schafft er es, die Bedeutung eines Erzählstranges in einen Moment zu kondensieren, eigene Gedankenräume herzustellen, während die Erzählung weiterläuft. Er macht den Abgrund, dem die Protagonisten entgegen streben, spürbar. Dabei verteilt er das klangliche Vokabular sparsam und äußerst subtil, verhalten, feinfühlig und präzise. Es gelingt ihm den Text fast unbemerkt zu transformieren und die Spannung ohne jegliches Pathos bis zum Zerreißen zu steigern.
Gelungen sind Hörspiele, die klassische Texte als Vorlagen haben, wenn sie nicht nur eine Spannung erzeugen, die den Hörer in den Bann zieht – und das auch noch bei drei Sendeterminen – sondern wenn es ihnen gelingt, den kanonisierten literarischen Werken durch die dramaturgischen und technischen Mittel eine ganz eigene, überraschende und aktuelle Bedeutungsebene zu verleihen. Der Produktion „Eugenie Grandet“ nach Honoré Balzac gelingt dies unter der Regie von Marguerite Gateau und in der Bearbeitung von Helmut Peschina absolut überzeugend.
Das Hörspiel wird am 4. Juni im Deutschlandfunk (DLF) wiederholt.
Die Nominierungen
BR, Michaela Melián: Eletric Ladyland
D-Kultur, Honoré de Balzac: Eugénie Grandet
HR: Heiko Daniels: Stylites – 37 Jahre/18 Meter
MDR: keine Nominierung
NDR: André Pilz: Man down
RB: keine Nominierung
RBB: Mona Winter: From somewhere in the mediterranean – Abie Nathan, Odysseus
SR: keine Nomierung
SWR: Werner Cee: Tod und Frühling (1. Teil: Il Misteri)
WDR: David Foster Wallace: Unendliches Spiel, unendlicher Spaß
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