Das Ende der Medienkorrespondenz
Am 18. Juni wurde die Einstellung der Medienkorrespodenz beschlossen, am 10. November wurde sie verkündet und am 17. Dezember 2021 ist die letzte Ausgabe der „Medienkorrespondenz“ erschienen. Nach fast siebzig Jahre geht damit ein Kapitel der Medienbeobachtung zu Ende. Ein Fachdienst wird eingestellt, der von 1953 bis 2014 unter dem Namen „Funkkorrespondenz“ und seitdem als „Medienkorrespondenz“ kontinulierlich Hörspielkritik betrieben hat. Ein von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste initiierter Offener Brief vom 24.11.21 blieb erfolglos. |
Für den Erhalt eines unentbehrlichen Organs der Medienkritik
Offener Brief der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste an:
Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz und Medienbischof der Katholischen Kirche
Dr. Dagmar Nelleßen-Strauch, Vorsitzende des Aufsichtsrats der dreipunktdrei mediengesellschaft mbh (Katholisches Medienhaus, Bonn)
Dr. Andrea Rübenacker, Geschäftsführerin der dreipunktdrei mediengesellschaft mbh, Verlag der „Medienkorrespondenz“ (Katholisches Medienhaus, Bonn)
Sehr geehrter Herr Bischof Dr. Bätzing,
sehr geehrter Herr Medienbischof Kardinal Marx,
sehr geehrte Frau Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Nelleßen-Strauch,
sehr geehrte Frau Geschäftsführerin Dr. Rübenacker,
die Nachricht, dass die vom Katholischen Medienhaus herausgegebene „Medienkorrespondenz“ zum 31.12.2021 eingestellt werden soll, hat in der Sektion Medien der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste Unverständnis und Protest ausgelöst. Der Plan, zukünftig ein digitales Medienservice-Angebot in Form eines Newsletters der KNA zu schaffen, dürfte die entstehende Lücke keineswegs schließen. Der vergleichende Blick auf ähnliche Angebote zeigt, dass eine über bloße Info-Konzepte hinausgehende Spiegelung der Medienszene in dem Ersatz-Format nicht möglich ist.
Insbesondere beunruhigt uns die der Medienpresse zu entnehmende Tatsache, dass die Deutsche Bischofskonferenz bei dieser wichtigen Entscheidung übergangen wurde. Längst prägen Radio und Fernsehen das kollektive Bewusstsein unserer Zeit in einem Ausmaß, wie es anderen Medien nicht möglich ist. Es liegt deshalb nahe, dass gerade die Kirchen sich an der Beobachtung und Debatte des medialen Alltags beteiligen. Es scheint uns unvorstellbar, dass die Einstellung einer fast siebzigjährigen publizistischen Tradition, die den Medien-Diskurs unseres Landes in vorbildlicher Weise bereichert, die Billigung der Deutschen Bischofskonferenz findet.
Die Rundfunkgesetze der Bundesrepublik Deutschland verpflichten die öffentlich-rechtlichen Systeme zur Förderung und medialen Spiegelung von Kultur und Kunst. Es ist ein großes Verdienst der „Medienkorrespondenz“, dass sie diese das Gebühren-Privileg begründende Aufgabe in besonderem Maß im Auge behält und kritisch kommentiert. Für eine Institution, die sich der Interessen der Darstellenden Künste in unserem Land annimmt, ist der Schwerpunkt Fernsehfilm- und Hörspielkritik von besonderer Wichtigkeit. Während die Tagespresse sich immer ausschließlicher auf die Ankündigung einzelner Programmangebote beschränkt, ist die „Medienkorrespondenz“ ein vielbeachtetes und außerordentlich kompetentes Forum einer nacharbeitenden und an allgemeinen Wertvorstellungen orientierten Analyse. Für den zunehmend unter Anpassungsdruck geratenden öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist diese kontinuierliche, neutrale und unabhängige Kontrolle absolut unentbehrlich.
In aller Form meldet die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste ihren Protest gegen die geplante Einstellung der „Medienkorrespondenz“ an. Wir fordern die Deutsche Bischofskonferenz und die oben Angesprochenen auf, im Sinne eines Erhalts dieser profunden und werteorientierten publizistischen Initiative tätig zu werden. Eine Rettung der „Medienkorrespondenz“ wäre nicht nur im Sinn der 450 Akademie-Mitglieder, die in repräsentativer Weise die Darstellende Kunst unseres Landes spiegeln. Auch weit über die Akademie hinaus würde die Einstellung eines so wichtigen und professionell gemachten Organs auf Unverständnis und Widerstand stoßen.
Prof. Hans-Jürgen Drescher
Präsident der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste
Mitunterzeichner*innen / DADK
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