Bloom Bloom Pow!
Die Radiovorschau. 15. bis 22. Juni 2012
Ödön von Horvath kämpfte in der Weimarer Republik gegen den faschistischen Zeitgeist an. Mittel seiner Wahl war die Literatur. Horvaths Kampf verdanken wir detailgetreue Porträts von Kleinbürgern und Mitläufern. In den »Geschichten vom Fräulein Pollinger« (Sa., 15 Uhr, BR 2) wohnt man dem Abstieg der jungen Agnes Pollinger bei, der infolge der schlechten Wirtschafslage gekündigt wurde.
Statt sich düsteren Zukunftsvisionen hinzugeben, sollte man Möglichkeiten eines gesellschaftlichen Wandels zum Besseren ins Auge fassen. Das ist nicht nur die Grundaussage von Dietmar Daths und Barbara Kirchners Text »Der Implex«. Auch Christoph Buggert scheint in diese Richtung zu zielen, wenn er über sein Fantasy-Hörspiel »Mein Sommernachtstraum« (WDR 1982) sagt: »Wer nur auf das Falsche starrt, verlängert es unwillentlich auch.« (So., 14 Uhr, hr 2)
Marianne Sägebrecht ist mal wieder »out of Rosenheim«. Sie macht einen Abstecher zu SWR 2, ist dort mit Felix von Manteuffel und anderen in »Kein schöner Land« zu hören (So., 18.20 Uhr). Einen Abstecher in durchgängig mit tranceinduzierendem Sound unterlegte und von Flüsterstimmen getragene Hörspielgefilde bietet das neue Stück von Ulrike Haage und Leonora Carrington »Alle Vögel fliegen hoch« (So., 20 Uhr, BR 2).
Wie hält man die Mordstatistik niedrig? Kriminalrat Kreuzeder setzt an der Wurzel des Übels an. Die Definition von Mord ist ja schließlich völlig willkürlich. Und wenn Neudefinitionen nichts mehr helfen, schafft er die Leiche notfalls auch aus dem eigenen Zuständigkeitsbereich. »Kreuzeder und der Tote im Wald« (Mo., 21.33 Uhr, Dkultur) ist der dritte Fall des ungewöhnlichen Ermittlers, der nur mit Obstler und Weizenbier funktioniert. Das musikalische Thema der Reihe erinnert wunderbar elegant an Neil Youngs »Helpless« oder den Refrain der »Wild Horses« von den Rolling Stones – so schlägt man auf jeden Fall schon mal der GEMA ein Schnippchen.
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