73. Hörspielpreis der Kriegsblinden – Deutscher Preis für Audiostories 2025

Am Mittwoch, den 10. Dezember 2025, ist im Kölner „Bogen 2“, moderiert von der Schauspielerin Camilla Renschke, der 73. Hörspielpreis der Kriegsblinden in drei Kategorien verliehen worden. Der vom Bund der Kriegsblinden Deutschlands (BKD) 1952 erstmals vergebene Preis wird seit 1994 von der Film- und Medienstiftung NRW und seit 2020 zusammen mit dem Deutschen Blinden- und Sehbehinderten Verband (DBSV) getragen und war 2024 mit dem Wechsel an der Spitze der Filmstiftung von Petra Müller zu Walid Nakschbandi ausgesetzt worden. In Zukunft wird einer der ältesten Kulturpreise der Bundesrepublik als „Deutscher Preis für Audiosories“ veranstaltet.

(v. l. n. r.): Die Fachjury für den Hörspielpreis der Kriegsblinden: Gaby Hartel, Christine Harrasser, Özge Yildiz, Martin Weigert, Dietrich Plückhahn und Birgit Schulz. Bild: Claudia Ast.

Gaby Hartel, Christine Harrasser, Özge Yildiz, Martin Weigert, Dietrich Plückhahn und Birgit Schulz. Bild: Claudia Ast.

Der Hörspielpreis der Kriegsblinden wurde bislang „für ein von einem deutschsprachigen Sender konzipiertes und produziertes Original-Hörspiel verliehen, das in herausragender Weise die Möglichkeiten der Kunstform realisiert und erweitert.“ Seit diesem Jahr sind auch private Anbieter zugelassen und statt nur einem Preis wird er in drei neugeschaffenen Kategorien von einer siebenköpfigen Jury (Christine Harrasser, Gaby Hartel, Dietrich Plückhahn, Birgit Schulz, Martin Weiger, Özge Yildiz und als „Special Jury Guest“ Bibiana Beglau) vergeben. Alle Preise sind mit 5000 Euro dotiert.

Hermann BohlenDer Preis in der Kategorie „Innovatives oder künstlerisches Hörspiel“ ging an das KI-Hörspiel „Moetteli“ des Berliner Autors Hermann Bohlen in der Regie von Judith Lorentz, das vom Schweizer Rundfunk und Fernsehen (SRF) produziert wurde. Dort kämpft ein ständig überforderter alleinerziehender Vater, gespielt von Hermann Bohlen selbst, mit einem spezifisch schweizerischen Chatbot namens Moetteli um seine Existenz als Autor. Die Jurybegründung:

Ein experimentelles Hörspiel, das auf frische Weise von der Problematik der KI erzählt, die Belange eines freien Autors schildert und nicht davor zurückscheut, spielerisch in die szenische Selbstinszenierung zu gehen. Äußerst unterhaltsam und amüsant wird sich über die KI geärgert und über ihre mögliche Wirkung auf uns User:innen aufgeklärt. Die Spielfreude, der enorm, charmante und – entgegen seiner eigenen Wahrnehmung im Hörspiel – durchaus wortgewandte (!) Autor/Erzähler überzeugen voll und ganz – genau wie die kreative Regie. Sie lassen die Zuhörer:innen gleichzeitig lachen, bangen und eine existentielle Erfahrung teilen. Ein originelles Hörspiel als „Zeitstück“, das das Medium Audio auf kunstvolle Weise für die Erzählung nutzt und so ein ganz besonderes Hörerlebnis schafft.

Mein Leben als SpamIn der Kategorie „Fiktionaler Podcast“ ging der Preis an die achtteilige Serie „Mein Leben als Spam“ von Hans Christoph Böhringer, in der Regie von Pauline Seiberlich, eine Produktion des Bayerischen Rundfunks (BR). Dort kommt eine Angestellte des „Ministeriums zum Schutz menschlicher Intelligenzen“ nicht mehr durch die eigenen Spamfilter: „Eine Regelmäßigkeit in ihrer Stimme könnte darauf hindeuten, dass sie keine echte Person sind,“ Als unauthentifizierbare Existenz kann sie weder ihren Arbeitsplatz noch ihre Wohnung betreten. Irgendwann entscheidet sie sich, das Spiel mitzuspielen, und schließt sich als Bot einer Widerstandsgruppe an, die Menschenrechte für Maschinen einfordert. Die Jurybegründung:

Ein unterhaltsamer und eindringlich geschriebener Sci-Fi Podcast mit gesellschaftlicher Relevanz und einem originellen Twist: ein Ministerium zum Schutz der menschlichen Intelligenz und mdem Problem, dass Menschen plötzlich ihre Menschlichkeit beweisen müssen. Das Audiomedium wird perfekt für die kreative Geschichte genutzt. Bewegend, erschreckend und vereinnahmend. Die Story spiegelt perfekt das Gefühl unserer Zeit und kreiert einen spannenden Retrofuturismus.

I Will Survive – Der Kampf gegen die AIDS-KriseDer Bayerische Rundfunk war auch in der Kategorie „Dokumentarischer Podcast“ erfolgreich. Dort ging der Preis an die siebenteilige Serie „I Will Survive – Der Kampf gegen die AIDS-Krise“. Der von Phillip Syvarth gehosteten Podcast von Niklas Eckert, Sarah Fischbacher, Meret Reh, Judith Rubatscher wurde von Regisseur Martin Heindel inszeniert. In der Serie wird die Geschichte der schwulen Community in München seit den 1980er Jahren erzählt. Zum Schluss kommt der Hardliner Peter Gauweiler zu Wort, der sich ausbedungen hatte, eine ganze Folge zu bekommen und nicht mit früheren O-Tönen konfrontiert zu werden. Die Jurybegründung:

Der Podcast behandelt ein wichtiges Thema und räumt mit Mythen und Falschinformationen auf. Die Geschichte ist wahnsinnig gut recherchiert, man wird mitgenommen in die Zeit der 80er Jahre und erlebt das Thema der damaligen Aids-Krise mit charmanten Protagonisten hautnah mit. Und spürt trotz des harten Themas die positive Grundstimmung in der queeren Community. Der Podcast überzeugt mit einer emotionalen Kraft, mit erzählerischer Wärme und bildet eine gesellschaftliche Randgruppe sympathisch ab. Mit kunstvollen Soundcollagen und einem unfassbar unterhaltsamen Einstieg in eine andere Welt, überzeugt der Podcast sowohl dramaturgisch als auch in der dokumentarischen Ausarbeitung. „I will Survive“ ist ein wichtiger Beitrag zur Zeitzeugenschaft und für jüngere Generationen. Informativ und bewegend zugleich.

Nominierungen in der Kategorie „Innovatives oder künstlerisches Hörspiel“

Nominierungen in der Kategorie „Fiktionaler Podcast“

Die Nominierungen in der Kategorie „Dokumentarischer Podcast“

Jochen Meißner – KNA Mediendienst, 11.12.2025

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