Livehörspiel „1001 Wirklichkeit“ von Eran Schaerf

Am Freitag, den 30. Mai 2014, 21.05 Uhr im Haus der Kulturen der Welt:

1001 Wirklichkeit. Fortsetzungen eines unabgeschlossenen Romans

Eintritt: €8/€6. Das Hörspiel wird live auf Bayern 2 übertragen.

Mit: Eran Schaerf mit Pauline Boudry, Elfriede Jelinek, Leonhard Koppelmann, Stephanie Metzger, Eva Meyer, Uriel Orlow, Andrea Thal und Tim Zulauf
Außerdem mit: Kerstin Honeit, Lara Körte, Karolin Meunier, Samuel Streiff
Realisation: Eran Schaerf

Photo © Andrea Thal, Eran Schaerf

Wahrheitsbehauptungen von Nachrichten

Im Jahr 1938 haben die erfundenen Nachrichten-Meldungen in Orson Welles’ Hörspiel Krieg der Welten viele Zuhörer davon überzeugt, dass Marsbewohner im Begriffe stünden, die Erde zu überfallen. Folge davon war eine große öffentliche Aufregung über die jeweils unterschiedlichen Wahrheitsbehauptungen von Nachrichten-Meldungen und Radio-Hörspielen.

Was kann ein Radiohörspiel?

Die weitverbreitete Annahme geriet ins Wanken, dass zwischen medialen Formaten und Realitätsbehauptungen starke Verbindlichkeiten bestünden: Hörspiele bringen Literatur zur Aufführung, und Nachrichten beschäftigen sich mit der Vermittlung dokumentarischer Inhalte. Doch wie stabil sind solche Kategorien wirklich? Was kann ein Radiohörspiel dokumentieren, wenn es journalistische, essayistische und biografische Formen der Erzählung verwebt? Welche Form der Narration dokumentiert eine bestehende Gesellschaft und welche bringt eine neue hervor?

1001 Wirklichkeit.

Eran Schaerfs 1001 Wirklichkeit. Fortsetzungen eines unabgeschlossenen Romans untersucht diese Fragen mittels eines Live-Hörspiels im Haus der Kulturen der Welt, das zeitgleich im Bayerischen Rundfunk übertragen wird.

Für ein postkoloniales Europa

Die Sendung bezieht ihr Quellmaterial aus Fragmenten von Jacqueline Kahanoffs Roman Tamra, der nach dem Tod der Autorin im Jahr 1979 unabgeschlossen blieb. Tamra erzählt unter anderem die Geschichte einer verbotenen Liebe zwischen einem muslimischen Jungen und der titelgebenden Protagonistin, einer jungen Frau jüdischer Abstammung. In Indien geboren und mit britischen Pass, kommt Tamra als Jugendliche im kolonialen Kairo der 1930er-Jahre an und hadert mit der europäischen Orientierung ihrer privilegierten Klasse. Eran Schaerf stößt auf Echos von Themen des Romans in den nicht-belletristischen Arbeiten von Kahanoff, im Speziellen in ihrer Philosophie des Levantismus. Sie verstand darunter eine Form der kulturellen Verflechtung, den sie als gegensätzliche Haltung zum Konzept des Nationalstaates entwickelte. Mit 1001 Wirklichkeit nutzt Eran Schaerf das Format des Radiohörspiels um die Erzählhandlung von Tamra fortzusetzen und gleichzeitig die Bedeutung von Kahanoffs Levante-Modell für ein postkoloniales Europa zu untersuchen.

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