Hörspiel des Monats Oktober 2014

Das Deutschlandgerät

Von Ingo Schulze
Regie: Stefan Kanis
Redaktion: Thomas Fritz
Produktion:  MDR 2014
Ursendung: 06.10.2014, MDR Figaro
Länge: 74:09

Die Begründung der Jury

Ein Hörspiel über Kunst, über Literatur und ihre Lebens-Zusammenhänge; ein literarischer Text, der um die Installation „Deutschlandgerät“ von Reinhard Mucha kreist; eine Filmemacherin, die mit Hilfe von Interviews mit Schriftstellern das „Deutschlandgerät“ vorstellen will – Ingo Schulze bietet in seinem Hörspieldebüt einen wunderbar komplexen, vielschichtigen Text. Nur scheinbar kommt er mit traditionellen Hörspiel-Mitteln aus, mit Dialogen, Telefongesprächen, Rückblenden, Atmo-Wechseln, Geräuschen. Denn Ingo Schulze als Autor und Stefan Kanis als Regisseur gelingt ein anregendes Spiel um Kunst als „Welterklärungsmaschine“ und die damit verbundene ständige „Neuinstallation seines Lebens“. Da ist zunächst einmal die Hommage an Reinhard Mucha, dessen irritierende und Kreativität freisetzende Installation „Deutschlandgerät“ von 1990 reflektiert wird, wenn die beiden Schriftsteller Edgar Schmidt und Bernd Claasen sie begehen, und die Installation mit ihren Alltagsgeräuschen dröhnt. Viele Metaphern dieser Reflexionen auf Kunst und Leben kommen direkt von Muchas „Kunsterzeugungsgerät“, etwa die von der Kunst, die schief im Raum steht, vom Wechsel der Horizontalen zur Vertikalen (Überhaupt das Spiel mit Kunst und der Dialog mit dem Kunstwerk – ein weiteres „Oktober“-Hörspiel schlug die Jury in Bann.

Die Büchner-Preisträgerin Brigitte Kronauer nahm den spätmittelalterlichen Grabower Altar von Meister Bertram in der Hamburger Kunsthalle zum Ausgangspunkt für ihr Hörspiel über die Schöpfung. Mit ihrem reflexions- und anspielungsreichen Text „Herr Hagenbeck hirtet“ ist dem Hessischen Rundfunk ein wunderbarer Auftakt seiner „Bibelprojekt“-Reihe gelungen.

Hier gibts meine Kritik. Das Hörspiel wird am 3. Januar 2015 im Deutschlandfunk (DLF) wiederholt.

Nominierungen

BR, Hannah Höch: Weiter in die Nacht. Terminkalender 1937-1939
D-Kultur Michel Decar: Jonas Jagow
HR, Brigitte Kronauer: Herr Hagenbeck hirtet
MDR, Ingo Schulze: Das Deutschlandgerät
NDR, Richard Calder/Martin Heindel: Tote Mädchen
RB, Erich Maria Remarque/Matthias Eckoldt: Im Westen nichts Neues
RBB, Margarita Chemlin: Die Stille um Maja Abramowna
SR, Chris Ohnemus: Nicht genug
SWR, Dawn King: Foxfinder
WDR, Lorenz Schröter: Mördergrube

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