Kurd-Laßwitz-Preis 2013 für „Unerwartete Ereignisse“

Der Kurd-Laßwitz-Preis 2013 für das beste deutschsprachiger Hörspiel aus dem Jahr 2012 geht an die HR-Produktion Unerwartete Ereignisse von Heinz von Cramer in der Regie von Burkhard Schmid.

Die Begründung der Jury

Was wäre, wenn uns die Fähigkeit abhanden käme, Schmerzen zu empfinden?

Nicht ohne Hintergedanken hat der große Hörspielmacher Heinz von Cramer in einer nicht naher bezeichneten Zukunft eine solche Utopie erschaffen, nur um sie in der Folge gleich wieder zu demontieren. Lässt man sich auf diese Prämisse ein, wird deutlich, dass mit der Abwesenheit von Schmerz auch die Conditio Humana selbst zur Disposition steht. Wenn mit der Analgesie ist auch die Fähigkeit zur Empathie verloren gegangen und hat einem allgemeinen Lebensüberdruss Platz gemacht. (ramm behauptet das nicht nur, sondern präsentiert eine schlüssige Indizienkette, wodurch verständlich wird, warum in der Folge auch Kommunikation, Kunst und Kultur samt zugehörigem Vokabular verschwinden und mit ihnen, in letzter Konsequenz, alle zivilisatorischen Errungenschaften.

Auch wenn Cramer im Obereifer den von ihm selbst aufgestellten Paradigmen nicht immer treu bleibt, hat er ein makabres Szenario voller zynischer Anspielungen und bösem Sarkasmus zu Papier gebracht, das reichlich für Reflexionsimpulse sorgt und den Schluss nahelegt, dass dieses Konstrukt weitaus weniger in der Zukunft verortet ist, als es zunächst den Anschein hat.

Wegen seines überraschenden Todes 2009 hat Heinz von Cramer sein Hörspiel nicht mehr, wie gewohnt, selbst realisieren können. Mit unüberhörbaren Reminiszenzen an dessen unverwechselbar eigenwilligen, klangverliebten Stil hat der Regisseur Burkhard Schmid einen eigenen Zugang zu Cramers kulturpessimistischem Welttheater gefunden, mit hervorragenden Akteuren, namentlich Martin Reinke, und ohne den heute obligaten Soundteppich.

Mit der Verleihung des Kurd Laßwitz Preises für das beste Hörspiel des Jahres 2012 mochte die Jury sich auch vor dem umfangreichen Lebenswerk Heinz von Cramers, darunter viele utopische Sujets, verbeugen.

Das Stück war schon Hörspiel des Monats Mai 2013.

Im vergangenen Jahr wurde „Sprachlabor Babylon“ von Till Müller-Klug mit dem Kurd-Laßwitz-Preis ausgezeichnet. Kritik hier.

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