Radioaktivität

Die nächsten Tage im Radio

Seit der Reaktorkatastrophe in Fukushima ist ziemlich genau ein Jahr vergangen. Von einem Erdbeben der Stärke 9 und dem dadurch verursachten Tsunami schwer beschädigt, wurden im AKW Fukushima große Mengen radioaktiven Materials freigesetzt. Auf Aussagen unmittelbar Betroffener baut das Hörspiel »Nomadomura, Awaijshima, 800 km südlich« auf. Die Filmemacher Ayako Mogi und Werner Penzel öffneten ihr 2009 als Kulturprojekt gestartetes »Nomadendorf« als Zuflucht für Menschen aus der Katastrophenregion. Wie diese ihre Lage empfanden, unterscheidet sich doch sehr vom Klischee des lächelnden, duldsamen Japaners (heute, 21h, BR2).

Im Bereich der Klangkunst ist Fukushima ebenfalls Thema. »Nuclear-Boy« von Markus Aust und Gerhard Schick spielt auf einen japanischen Comic vom letzten Jahr an, der Schulkindern nahelegen sollte, unbefangen mit Radioaktivität umzugehen. Das Stück selbst wird am Anfang noch von einer netten Loungeatmosphäre getragen; bald aber bricht der Rhythmus, es kommt zu Störgeräuschen, der Charakter wechselt. Unterlegt mit kaum wahrnehmbaren Nachrichtenbruchteilen wird Bedrohung hörbar gemacht (heute, 23h, WDR 3).

Wolfgang Weyrauchs Hörspiel »Die japanischen Fischer« von 1955 beschäftigt sich mit der militärischen Seite der Problematik. Am 1. März 1954 wurden Matashichi Oishi und 22 weitere Fischer stark verstrahlt, weil sie Zeugen des von den USA durchgeführten, ersten H-Bomben-Tests wurden. Unter dem Eindruck dieser Schreckensmeldung entwarf Weyrauch den weiteren Schicksalslauf der Fischer und ihrer Familien (Sa, 15h, WDR 3).

»Souteigai – Jenseits der Vorstellung« heißt das neue Feature von Malte Jaspersen. Der in Kioto lebende Autor informiert über den tatsächlichen Zustand im Katastrophengebiet. Dabei zeigt er, daß in Japan immer noch die Lichter brennen, obwohl mittlerweile nur noch zwei der 54 AKW am Netz sind. Ein Muss für jeden Radiohörer (Sa, 18h, DKultur).

In dem Hörspiel von Elisabeth Filhol »Der Reaktor« schließlich dreht sich alles um die Menschen, die als »Neutronenfutter« die Säuberung der AKW besorgen müssen (So, 18h20, SWR2).

 Es besteht aber auch Anlaß zur Freude: Johnny ist wieder da! Im Berliner Hotel Hyatt, das er von einem Bunker aus überwachen soll, hängt der Duft der Macht: »Open Space. Das Parfüm für Führungskräfte, die den Arsch offen tragen«. Und natürlich weiß er schon bald zu viel von den Mächtigen, als dass »Der Bunker« noch sicher wäre. Anhören! (So, 21h, NDR Info).

Rafik Will (09.03.12, junge Welt)

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