Hörspiel des Jahres 2012

Die Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste benennt zum

Hörspiel des Jahres 2012

Felix Kubin: Orphée Mécanique

Realisation: Felix Kubin
Redaktion: Katarina Agathos
Produktion: BR  2012
Erstsendung: 30.03.2012, BR 2
Länge: 49’58“

Die Begründung der Jury:

Mit „Orphée Mécanique” rückt der Akustikkünstler, Musiker und Hörspielmacher Felix Kubin den Orpheus-Mythos ins Zentrum einer Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Wiederholung – in Liebe, Medien und Kunst. Der Schauspieler und Sänger Lars Rudolph gibt als gefeierter Star Orphée Konzerte für die nach Geschichten aus der Welt der Lebenden gierenden Schatten. Orphée singt und spielt dabei mit einem Hirnstrom-Sound-Konverter namens „Psykotron” von einer Oberwelt, in der „jeder Tag ein Arbeitstag“ ist, die sich also in ihrer eintönigen Gleichförmigkeit kaum von der Unterwelt unterscheidet. Kubins Orpheus-Figur befindet sich wie in der antiken Überlieferung auf der Suche nach seiner Geliebten. Allerdings jagt er ein ums andere Mal einer unerreichbaren Projektion seiner Liebe nach. Für ihn gibt es keinen Ausweg aus der sich ewig wiederholenden Suche, denn als mechanischer Orpheus hat er die Fähigkeit zum selbstbestimmten Handeln verloren. Er startet jedesmal bei Null. Kurze Dialoge zwischen Orphée und einer Erzählerfigur kreisen um die Frage der Kreativität, sie diskutieren die Folgen eines übersteigerten Ichgefühls, das Verhältnis zum Anderen und zur großen Liebe. Songs mit Ohrwurmqualität ragen aus der Erzählung des Mythos heraus und treiben sie akustisch und inhaltlich vor sich her. Das Hörspiel schließt mit dem Beginn, die musikalisch-lyrische Erzählstruktur erweist sich als zyklisch. Mit „Orphée Mécanique“ hat Kubin weit mehr als eine Neubearbeitung seines Hörspiels „Orpheus‘ Psykotron“ von 2006 geschaffen. Er hat sich von seiner ursprünglichen Inspirationsquelle, Dino Buzzatis Pop-Art-Comic „Orphi und Eura“, entfernt und den Stoff in eine „zeitgenössisch-anachronistische“ (The Wire) Radioform gebracht.

> Ausschnitt aus Orphée Mécanique Mehr zu Orphée Mécanique in diesem Blog: Begründung Hörspiel des Monats März Rezension   Zur Auswahl standen außerdem:

  • Januar: Die Gaza-Monologe – Hörspiel nach Texten von Jugendlichen aus dem Gaza-Streifen. Bearbeitung und Regie: Katrin Moll (Deutschlandradio Kultur).
  • Februar: Europa, eine Plagiate-Saga von Till Müller-Klug. Regie: Thomas Wolfertz (WDR).
  • März: Orphée Mécanique von Felix Kubin, Realisation: der Autor (BR).
  • April: Ovale Fenster – Ein Hirnwettlauf im Allerhörbarsten von Thomas Weber und Volker Zander mit Texten von Dietmar Dath und Hermann von Helmholtz, Musik: Kammerflimmer Kollektief, Realisation: die Autoren (SWR).
  • Mai: Unerwartete Ereignisse. Eine schwarze Komödie von Heinz von Cramer, Regie: Burkhard Schmid (HR).
  • Juni: Domino von Christoph Buggert, Regie: Walter Adler (MDR).
  • Juli: Rotoradio von Ferdinand Kriwet, Regie: der Autor (Deutschlandradio Kultur).
  • August: Otto Mötö. Im Universum finnischer Motorenmusik. Aus den Archiven des Martti Mauri (1935 – 2003) von Gabi Schaffner, Regie: die Autorin (HR).
  • September: Ganz in meiner Haut von Stéphanie Marchais, aus dem Französischen von Angela Kuhk, Regie: Jörg Schlüter (WDR).
  • Oktober: Oops, wrong planet! von Gesine Schmidt, Regie: Walter Adler, Komposition: Pierre Oser (DLF).
  • November: Und dann von Wolfram Höll, Regie: Cordula Dickmeiß, Komposition: Tilman Ehrhorn (Deutschlandradio Kultur).
  • Dezember: Radio Élysée. Aus Geschichte und Zukunft zweier Raumfahrernationen. Ein Überblick aus 384 Metern über Normalnull von Liquid Penguin Ensemble, Regie: Katharina Bihler und Stefan Scheib (Saarländischer Rundfunk).

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