Hörspiel des Monats September 2016

Krieger im Gelee

von Claudius Lünstedt
Regie: Cordula Dickmeiß
Komposition: Andreas Bick
Redaktion: Stefanie Hoster
Produktion: Deutschlandradio Kultur
Länge: 59:30
Ursendung: D-Kultur 07.09.2016, 21.30 Uhr

Die Begründung der Jury

Man muss Lautréamonts „Chants de Maldoror“ nicht kennen, um dieses  Hörspiel zu verstehen. Aber wenn man weiß, dass der sechste Gesang aus einem der schwärzesten Texte des Weltliteratur hier Pate gestanden hat, kann man die Raffinesse, mit der Claudius Lünstedt den Stoff in die Gegenwart überführt, nur bewundern. Entscheidend ist aber die Erzählweise dieses spannenden Kammerspiels: In drei voneinander vollkommen unabhängigen Monologen wird dasselbe unerhörte Ereignis auf einer Brücke beleuchtet. In literarisch vollendeter Rollenprosa schildern das vierzehnjährige Opfer, der Täter und eine unbeteiligte Beobachterin, was sich an einem Morgen und in den Stunden danach an Dramatischem ereignet hat. Dass dabei ein unklärbarer Rest bleibt, ist konstitutiv für „Krieger im Gelee“. Zwar wurde der Text  auch schon auf der Bühne aufgeführt. Doch die Strenge seiner Form, die sich ganz auf die drei Stimmen verlässt, kommt in keinem Medium so zu Geltung wie im audiophonen. Die sparsame, präzise, sich dem Text geradezu anschmiegende Komposition von Andreas Bick, die jedem Monolog ein Instrument zuspielt, trägt dazu nicht unwesentlich bei.

Das Hörspiel wird am 3. Dezember 2016 im Deutschlandfun (DLF) wiederholt. Kritik hier.

Die Nominierungen

BR, Helmut Heißenbüttel: Zwei oder drei Porträts (Neuinszenierung von Ulrich Lampen)
D-Kultur, Claudius Lünstedt: Krieger im Gelee
HR, Sasha Marianne Salzmann: Brennt durch
MDR, Ingo Schulze: Augusto, der Richter
NDR, Akin E. Sipal: Santa Monica
RB, keine Nominierung
RBB, Caroline Labusch: Der Ballon ein deutscher Fall
SR, keine Nominierung
SWR, Roland Schimmelpfennig: Diese Nacht wird alles anders
WDR, andcompany&Co.: Warpop Mixtake Fakebook Volxfuck Peace off „Schland of confusion“

 

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